Der Traum von den Olympischen Spielen +++ Weltklasse-Geher Nathaniel Seiler im Gespräch mit Katrin König vom ABB

  • 7. März 2021

Nathaniel Seiler trainiert hart, um im Sommer in Tokio dabei sein zu dürfen

Nathaniel Seiler und Jürgen Brügel stehen Katrin König vom ABB Rede und Antwort:

Das Corona-Jahr 2020 war kein gutes Jahr für Profi-Geher Nathaniel Seiler. Die großen Erwartungen des heute 24-Jährigen, bei den Olympischen Spielen über 50 Kilometer anzutreten, wurden enttäuscht; fast alle Wettkämpfe nicht nur in Japan, sondern auch auf deutscher und europäischer Ebene waren pandemiebedingt abgesagt worden. Umso mehr freut er sich, dass Hygienekonzepte, Corona-Tests und vermutlich auch Impfungen die Deutsche Meisterschaft im April in Frankfurt, den Europa-Cup im Mai in Podebrady/Tschechien und die Olympischen Spiele im Juli/August ermöglichen. „Danach sieht jedenfalls momentan alles aus“, berichtet er im ABB-Interview.

Im Januar hat Seiler ein dreiwöchiges Trainingslager auf Gran Canaria absolviert, ein weiteres steht im März bevor. „Ich trainiere intensiv und hoffe sehr, in Tokio dabei zu sein.“ Eine Hürde muss er freilich noch nehmen: „Die Voraussetzung, bei den Olympischen Spielen zugelassen zu werden, ist eine bestimmte Norm. Da in meiner Altersklasse bundesweit von fünf in Frage kommenden Gehern nur drei nach Tokio dürfen, muss ich sogar ein besseres Ergebnis als zwei andere liefern.“ Er geht davon aus, dass die Sportler in Tokio in einer „Blase“ vom Rest der Bevölkerung abgeschottet werden, um das Infektionsrisiko zu senken. „Das wird wohl bedeuten: Vom Hotel zum Wettkampf und zurück.“ Er sieht diese Auflagen recht gelassen, hat er die „Blase“ doch schon während des Trainingslagers erlebt. „Wir waren eine Gruppe von rund zehn Personen, unter ihnen Bundestrainer Ron Weigel, ein Arzt und ein Physiotherapeut. Es galt, außerhalb der Hotelanlage keine Kontakte zu knüpfen; im Hotel gab es einen eigenen, abgesperrten Buffet-Bereich. Statt in Zimmern kamen wir in Bungalows unter. Wir wurden regelmäßig getestet.“

Der „Mentor“ des Leichtathleten ist Jürgen Brügel vom Geher-Team des TV Bühlertal; an den TV hatte Nathaniel, der aus Haueneberstein stammt, bereits als Jugendlicher „angedockt“, da nur wenige Vereine die Randdisziplin anbieten. Weltweit sei das „Gehen“ ein Nischensport, unterstreicht Brügel. Aus dem Grund, leitet er zu einem wichtigen Thema des Interviews über, sei es sehr schwierig, Sponsoren zu gewinnen. „Da Nathaniel aber gerade für die wichtigen Trainingslager häufig einen hohen Eigenbeitrag leisten muss, haben wir Möglichkeiten gesucht, um Spenden zu generieren.“ Letztlich hat Seiler ein Crowdfunding-Projekt gestartet. Er hofft nun darauf, einige Unterstützer für sich zu gewinnen. „Crowdfunding ist sicherlich eine gute Plattform für mich. Meine Wahl ist auf das Portal ‚Fairplaid‘ gefallen, das von Toyota cofinanziert wird und ausschließlich Sportlern zur Verfügung gestellt wird.“ Brügel berichtet, Toyota ergänze jede Spende ab zehn Euro aufwärts über weitere zehn Euro. Das Ziel sei, bis 15. März auf einen Betrag von mindestens 3000 Euro zu kommen. „Nur dann erfolgt die Auszahlung“, so Brügel. Als Dank bietet Seiler den Unterstützern verschiedene „Prämien“ an: Ein Training oder ein Abendessen mit ihm, Autogrammkarten oder auch Base-Caps und T-Shirts. „Ich mache auch gern Liegestützen mit anschließendem Hochstrecksprung, gern mit Beweisvideo.“ Aber dass er Liegestützen und Strecksprung perfekt hinbekommt, muss der Weltklasse-Geher vermutlich niemandem mehr beweisen.

Wer das Projekt von Nathaniel Seiler unterstützen möchte, kann dies tun bei der Spar- und Kreditbank Bühlertal, IBAN: DE34662610923710004624