Annika Kögel +++ Laufen zu Corona Zeiten +++
Der Sport muss zur Zeit für viele in den Hintergrund treten. Auch für unsere Läuferin Annika Kögel.
Der Corona Virus warf sämtliche sportlichen Pläne über den Haufen, hier erzählt Annika, wie sie damit umgeht.
Für das Laufjahr 2020 waren einige Highlights geplant.
Ein großes Vorhaben war gleich zu Beginn des ersten Jahresquartal mein erster Ultramarathon, beim Bodensee-Ultratrail von Konstanz nach Überlingen.
Dann jedoch 2 Wochen vor dem Start die traurige Nachricht, dass der Lauf wegen Corona vom Veranstalter abgesagt wird. Ein harter Dämpfer für mich, da ich den gesamten Winter über viel Zeit und Energie in die Vorbereitung dieses Laufs gesteckt hatte.
Ich wollte mir dieses große Vorhaben jedoch nicht einfach nehmen lassen und definitiv in diesem Jahr meinen ersten Ultra-Marathon laufen.
Deshalb beschloss ich einfach meinen eigenen Wettkampf zu organisieren. Da die Grenzen geschlossen sind, war die Strecke am Bodensee für mich leider nicht möglich. So wurde dann eben aus dem Bodensee-Ultratrail kurzerhand Annika’s Ultratrail of Berner Oberland mit der bemerkenswerten Teilnehmerzahl von 1!
Um Punkt 9 Uhr ging es bei kühlem, aber sonnigen Wetter auf die Strecke von Bern entlang der Aare nach Thun und weiter bis nach Interlaken. Die ersten 35 Kilometer waren purer Genuss und vergingen wie im Flug. Dann folgte jedoch ein mir noch vollkommen unbekannter Abschnitt und da es natürlich keine Streckenführung durch einen Veranstalter gab, musste ich mich komplett selbst navigieren.
Das hatte zur Folge, dass man doch mal die ein oder andere falsche Abzweigung nahm und dann frustriert nach einigen hundert Metern wieder umkehren musste. Psychologisch, neben den zunehmend müder werdenden Beinen, eine ganz schöne Herausforderung.
Nichtsdestotrotz konnte ich dann nach stolzen 56.1 km in Interlaken einlaufen, wo ich richtig toll mit einem selbst gebastelten Plakat in Empfang genommen wurde.
Und ein erster Platz bei seinem ersten Ultramarathon kann auch nicht jeder verzeichnen.
Auch mein zweiter geplanter Wettkampf, der Muttenzer Halbmarathon, fiel dem Coronavirus zum Opfer.
Aber auch diesen tollen Lauf durch das Basel-Land wandelte ich wiederum in einen Wettkampftag für mich alleine um.
Der Lauf führt zunächst ständig bergauf über schmale Wald-Trails bis nach ca. 600 Höhenmeter der Gipfel erreicht war. Die zweite Hälfte führt dann bergab durch die hiesigen Weinberge, vorbei an Kuh- und Pferdeweiden, zurück zum Startpunkt in Muttenz. Bei diesem Lauf habe ich neben den üblichen Mitstreitern doch sehr die Verpflegungsstationen vermisst, die normalerweise den Läufern das Rennen mit den hier berühmten Basler-Läckerli versüßen.
Der Ausfall meines dritten geplanten Laufs, der Wings for Life World Run, war für mich persönlich, obwohl ich es geahnt habe, der härteste Schlag.
Bei diesem Lauf starten weltweit zeitgleich nicht nur Läufer, sondern auch Rollstuhlfahrer und die gemeinsam gesammelten Kilometer werden umgerechnet und gehen als Spende an die der Rückenmarksforschung.
30 Minuten nach dem Start geht ein sogenanntes „Catcher-Car“ auf die Strecke und verfolgt die Teilnehmer. Wer vom Auto eingeholt wird, ist aus dem Rennen und seine bis dahin gelaufene Kilometerzahl werden registriert. Eine solche weltweite Großveranstaltung war dieses Jahr natürlich auch nicht möglich.
Dafür hat der Veranstalter jedoch angeboten, den Lauf für sich als einen App-Run zu absolvieren.
Überall auf der Welt konnte man zeitgleich die App starten und via GPS seine zurück gelegten Kilometer registrieren. Die App gab dann Rückmeldung, wann man vom virtuellen Catcher-Car eingeholt wurde und somit der Lauf für einen beendet war.
eine tolle Alternative, an der ich mich natürlich beteiligte.
Ich habe das Rennen also virtuell mit der App bei mir im Ort durchgeführt und wurde schließlich nach 25.4 km „eingefangen“ So konnte ich zumindest über diesen Weg ein paar Spendengelder für die, die es selbst nicht können, erlaufen.
Leider gab es ein paar technische Fehler, sodass bei einigen die gelaufene Strecke falsch oder gar nicht aufgezeichnet wurden.
Meine große Hoffnung ist, dass ich im nächsten Jahr wieder gemeinsam mit den anderen Läufern und Rollstuhlfahrern ganz ohne App an der Startlinie stehen kann und von einem echten „Catcher Car“ gejagt werde.
Wettkämpfe laufen ist also auch in der aktuellen Zeit möglich, auch wenn ich es sehr vermisse mich mit anderen Läufern auf der Strecke zu messen, sowie die tolle Stimmung an der Laufstrecke und vor allen Dingen im Zielbereich.
Laufen zu Corona-Zeiten ist einsamer und weniger stimmungsvoll, aber ich bin sehr froh darüber meinen Lieblingssport weiterhin ohne größere Einschränkungen durchführen zu können.
Raus gehen an die frische Luft und sich und seinem Körper durch ausreichend Bewegung was Gutes tun, ist im Moment sowieso die allerbeste Maßnahme überhaupt.